Digital-Index 2022/23 – Lagebild zur digitalen Gesellschaft

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Die Initiative D21 hat am 20.02.2023 den Digital-Index 2022/23 „Lagebild zur digitalen Gesellschaft“ vorgelegt. Die Studie will ein Update zum Entwicklungsstand der digitalen Gesellschaft geben. Im Fokus stehen in diesem Jahr die Themen Resilienz im digitalen Wandel, digitale Wertschöpfung, das Zusammenspiel von digitalem und grünem Wandel sowie der Einfluss von Digitalisierung auf Demokratie und auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Darüber hinaus soll mit der diesjährigen Studie der Grundstein für ein digitalpolitisches Monitoring ausgesuchter Ziele der Digitalstrategie der Bundesregierung gelegt werden. Die Vision der Digitalstrategie ist eine vernetzte und digital souveräne Gesellschaft. Sie benennt Ziele, lässt jedoch offen, wo Deutschland aktuell auf dem Weg dorthin steht. Um messbar zu machen, ob Fortschritte erzielt werden und Maßnahmen wirken, muss jedoch der Ausgangspunkt bekannt sein. Für fünf der Ziele wird dieser Ausgangspunkt im D21-Digital-Index gelegt. Eine jährliche Messung ist zukünftig vorgesehen.

Ergänzend ist auf folgende wesentliche Inhalte des D21-Digital-Index hinzuweisen:

  • Die digitalen Spaltungen in der Gesellschaft bestehen trotz aller digitalpolitischer Initiativen weiter. Der Anteil an Offlinern sinkt zwar kontinuierlich weiter auf nunmehr 7 Prozent, aber nur knapp die Hälfte der Bürger glaubt, auch von der Digitalisierung zu profitieren. Frauen, ältere Generationen, Menschen mit niedriger formaler Bildung oder geringem Einkommen sowie Nichtberufstätige stehen häufiger im digitalen Abseits und profitieren seltener vom digitalen Fortschritt.
  • Um mit dem rasant voranschreitenden digitalen Wandel mitzuhalten, braucht es Resilienz als Fähigkeit, diese Veränderungen zu antizipieren, zu verstehen und proaktiv zu adaptieren. Nur 64 Prozent der Bürger verfügen über dafür wichtige Resilienzfaktoren für den digitalen Wandel. Nur weil sich immer mehr Bürger den Zugang zur digitalen Welt erschlossen haben, sind sie also bei weitem noch nicht für die digitale Zukunft gewappnet. Hierzu braucht es sowohl ein solides Fundament digitaler Kompetenzen als auch eine optimistische Grundeinstellung, die den digitalen Wandel akzeptiert und es ermöglicht, lösungsorientierte Verhaltensweisen zu entwickeln, um mit ihm mitzuhalten.
  • Um zukünftig den Wohlstand in Deutschland zu sichern, muss sich das Bildungssystem bewegen: Nicht einmal jede*r Dritte traut den Schulen zu, den Schülern die notwendigen digitalen Fähigkeiten zu vermitteln, um im internationalen Vergleich mitzuhalten. Dieser Anteil hat trotz pandemiebedingtem Digitalisierungsschub und bildungspolitischer Initiativen wie dem DigitalPakt im Vergleich zum Vorjahr sogar abgenommen. Durch die Digitalisierung entstehen schon jetzt eine Vielzahl neuer Berufe – entsprechend wichtig ist es, jüngere Genera­tionen auf diesen zukünftigen Arbeitsmarkt vorzubereiten.
  • Viele Berufstätige werden ihre Beschäftigungschancen nicht ausschöpfen können, denn den wenigsten ist bewusst, dass sich ihre Tätigkeit durch die Digitalisierung stark verändern oder sogar wegfallen könnte. Entsprechend nutzte nur jeder Vierte in den letzten 12 Monaten formale Angebote zur Weiterbildung im Bereich Digitalisierung. Die Beschäftigungsfähigkeit derjenigen, die sich auf neue Anforderungen in der Arbeitswelt nicht einstellen können, ist bedroht – und damit perspektivisch auch die digitale Wertschöpfung und der Wohlstand unserer Gesellschaft. Angebote zu schaffen, wird nur dann zum Erfolg führen, wenn sie auch genutzt werden. Entsprechende Anreize und Sensibilisierung sollten deshalb zum Portfolio zukünftiger Maßnahmen gehören.
  • Die Massentauglichkeit von Anwendungen künstlicher Intelligenz wie Deepfake-Technologien oder ChatGPT stellt die Gesellschaft vor immer neue Herausforderungen darin, sich vor Desinformationen zu schützen. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass sich vor allem die Jüngsten in der Gesellschaft damit schwertun: 84 Prozent sind schon einmal mit Desinformationen in Kontakt gekommen. Gleichzeitig traut sich nur knapp die Hälfte der Schüler (48 Prozent) zu, die Richtigkeit von Informationen und ihren Quellen im Netz zu prüfen. Medienkompetenz wird zum zentralen Hebel, um diese Potenziale zu heben und gleichzeitig einen souveränen Umgang mit digitalen Plattformen und sozialen Medien zu ermöglichen.
  • Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die breite Bevölkerung die beiden komplexen Transformationsprozesse des grünen und des digitalen Wandels sowie deren Zusammenspiel bisher noch nicht ausreichend nachvollziehen kann. Eine Abwägung positiver und negativer Effekte der Digitalisierung auf Umwelt und Klima ist für Laien kaum möglich. Für das Gelingen der Zwillingstransformation wird es unabdingbar sein, mehr Wissen über die Wirkzusammenhänge der beiden Transformationsprozesse zu kommunizieren, damit die Bürger deren Notwendigkeit akzeptieren können und Maßnahmen für eine nachhaltige Digitalisierung unterstützen.

Der D21-Digital-Index 2022/23 ist im Internet abrufbar unter https://initiatived21.de

27.03.2023